Mit einer der größten Mythen der heutigen Zeit ist es, dass unternehmensweite Prozesse und Tools Synergien freisetzen. Was in der Produktion, also bei sich wiederholenden Prozessen, noch funktionieren mag, ist in der Produktentwicklung totaler Irrsinn. Ich habe noch keine Firma erlebt, die davon in irgendeiner Form profitiert hat, im Gegenteil. Globale Prozesse und Tools verlangsamen die Entwicklung, schränken die Innovationsfähigkeit ein und mindern die Effizienz von Entwicklungsteams. Aber woran liegt das?
Ein globaler Produktentwicklungsprozess ist vor allem eines: eine eierlegende Wollmilchsau. Er muss sowohl kleine Projekte, als auch größerer Vorhaben abdecken können. Ich hatte mal das Vergnügen in einer Firma zu arbeiten, die von rein mechanischen (teils OHNE bewegliche Teile) bis zu kompletten IT-Lösungen alles selbst entwickelte. Der Entwicklungsprozess musste selbstverständlich alle diese Fälle abdecken. Man kann sich vorstellen, wie komplex ein solcher Prozess ist. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit „tailoring“.
Das Resultat ist ein Prozess, der erst aufwändig geschult werden muss (meist in einschläfernden PowerPoint-Schlachten) und ihn am Ende trotzdem keiner versteht. Ein Prozess, der dazu führt, das Arbeiten durchgeführt werden müssen, die keinerlei Mehrwert für den eigentlichen Kunden haben und somit keinen Wert für das Unternehmen generieren.
Ein ähnliches Problem hat man, wenn man ein globales Tool für das Unternehmen einführen muss. Zuerst werden alle Abteilungen nach ihren Anforderungen gefragt, und darauf basierenden kauft man dann eine Software ein, die all diese Anforderungen erfüllt. Kurz gesagt: ein Monster. Für die einen ist die Software viel zu komplex und die anderen jammern, weil ihnen wichtige Funktionen fehlen. Am Ende hasst jeder die Software und muss sie dennoch nutzen. Die Verlustleistung die dadurch generiert wird, ist immens.
Die Lösung ist eigentlich ganz einfach: Lasst die Teams entscheiden, wie sie arbeiten wollen. Sie wissen am besten, wie sie ihre Aufgabe möglichst effektiv erledigen können. Das gleiche gilt für die Werkzeuge, welche sie einsetzen. Nur wenn ein Team möglichst unabhängig solche Entscheidungen treffen darf, kann sich ein passioniertes Team bilden.