Mai 9, 2024

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In diesem Blogbeitrag, widmen wir uns dem Zusammenspiel von Psychologie und Agilität widmet. Mein heutiger Gast, Janik Notheis, ein Agile Coach mit einer starken psychologischen Grundlage, bringt Licht ins Dunkel der psychologischen Aspekte, die in der agilen Arbeitswelt eine Rolle spielen. Sein Buch trägt den gleichen Namen, wie dieser Artikel: "Mindful Agile" und kann bei Amazon bestellt werden.

Wer ist Janik?

Janik hat seine Karriere in der Finanzwirtschaft begonnen, fand jedoch seine wahre Berufung in der Psychologie, wo er sich auf Klinische Psychologie spezialisierte. Seine berufliche Reise führte ihn zur Agilität, und heute verbindet er seine psychologischen Kenntnisse mit agilen Coaching-Methoden. Diese Kombination ermöglicht es ihm, tiefgreifende Einblicke in die Dynamiken von Teams und Organisationen zu gewinnen und effektiver an der Schnittstelle zwischen Agilität und menschlichem Verhalten zu arbeiten.

Umgang mit Denkverzerrungen (Biases) im Agile Coaching

Dann lass uns mal in das Thema Denkverzerrungen, auch bekannt als Biases, und deren Bedeutung im Kontext des Agile Coaching eingehen. Wie können wir diese psychologischen Fallen identifiziert und adressieren, um effektivere und bewusstere Entscheidungsprozesse in agilen Teams zu fördern?

Was sind Biases?

Biases sind Denkfehler, die unsere Urteile und Entscheidungen unbewusst beeinflussen können. Sie entstehen durch die vereinfachenden Mechanismen unseres Gehirns, die in vielen Situationen hilfreich sind, indem sie schnelle Entscheidungen ermöglichen, ohne alle verfügbaren Informationen bewusst zu verarbeiten. Diese Heuristiken können jedoch in komplexen Situationen, wie sie in der agilen Projektarbeit häufig auftreten, zu suboptimalen Entscheidungen führen.

Beispiele für häufige Biases

Ankereffekt: Dieser Effekt tritt auf, wenn Menschen sich zu sehr auf eine anfängliche Information verlassen (den "Anker"), um darauf folgende Urteile zu fällen. In agilen Schätzungen kann dies dazu führen, dass die erste genannte Zahl die Einschätzungen der anderen Teammitglieder unangemessen beeinflusst.

Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Diese Verzerrung beschreibt die Tendenz, Informationen so zu interpretieren und auszuwählen, dass sie mit den eigenen Erwartungen oder Überzeugungen übereinstimmen. In der agilen Praxis kann dies bedeuten, dass Teammitglieder eher Informationen wahrnehmen, die ihre eigenen Ansichten über die Effektivität eines Projekts bestätigen, während widersprüchliche Daten übersehen oder minimiert werden.

Sunk Cost Fallacy: Hierbei handelt es sich um die Tendenz, an einer bestimmten Strategie oder einem Projekt festzuhalten, einfach weil bereits Ressourcen investiert wurden, selbst wenn der Abbruch der rationalere Weg wäre. Dies führt oft dazu, dass Projekte weitergeführt werden, auch wenn sie keine rentablen Ergebnisse mehr versprechen.

Strategien zum Umgang mit Biases

  1. Bewusstsein schaffen: Das Erkennen von Biases ist der erste Schritt zu deren Bewältigung. Agile Coaches können Workshops und Schulungen nutzen, um Teams über häufige Denkverzerrungen aufzuklären und Methoden zu ihrer Identifikation zu vermitteln.
  2. Datenbasierte Entscheidungen: Um den Einfluss von subjektiven Biases zu minimieren, sollten Entscheidungen so weit wie möglich auf der Basis von objektiven Daten getroffen werden. Agile Methoden wie Planning Poker, bei denen Schätzungen erst nach einer unabhängigen Reflexion aller Beteiligten offen gelegt werden, helfen, den Ankereffekt zu reduzieren.
  3. Diversität fördern: Durch die Einbeziehung verschiedener Perspektiven und Hintergründe können Teams ein umfassenderes Verständnis der Aufgaben und Herausforderungen entwickeln. Diversität in Teams fördert kreative Lösungen und hilft, voreingenommene Ansichten zu hinterfragen.
  4. Kritische Reflexion institutionalisieren: Regelmäßige Retrospektiven, in denen Teams ihre Arbeitsprozesse und Entscheidungen kritisch hinterfragen, sind essenziell, um festgefahrene Denkmuster aufzubrechen und kontinuierliche Verbesserungen zu fördern.

Abschlussgedanken

Janik betont die Bedeutung des bewussten Umgangs mit Biases im Agile Coaching. Durch das Verständnis und die Strategien zur Minimierung dieser psychologischen Fallen können Agile Coaches und ihre Teams resilientere und adaptivere Arbeitsweisen entwickeln. Dies führt nicht nur zu effizienteren Prozessen, sondern auch zu einer gesünderen, inklusiveren und unterstützenden Teamkultur.

About the author 

Marc Löffler

Marc Löffler ist Keynote-Speaker, Autor und Mentor für passionierte Scrum Master. Er befasst sich schon seit 2005 leidenschaftlich mit agilen Methoden, wie z.B. Scrum, Kanban oder eXtreme Programming. Bevor er mit dem Thema Agilität in Berührung gekommen war, hat er als zertifizierter Projektmanager (IPMA) bei Firmen wie Volkswagen, Siemens und EADS erfolgreich multinationale Projekte geleitet. Mit Begeisterung hilft er Unternehmen dabei, agile Werte zu verstehen und genau die Form von Agilität zu finden, die zum jeweiligen Unternehmen passt. Dabei nutzt er sein PASSION Modell, um die jeweilige Situation zu analysieren und sinnvolle nächste Schritte hin zur passionierten, agilen Organisation zu definieren. Er liebt es, neue Einsichten zu generieren, und unterstützt Unternehmen dabei, Probleme aus kreativen, neuen Blickwinkeln zu betrachten. Seit September 2018 ist er zertifizierter Professional Speaker GSA (SHB) mit der besten Keynote seines Jahrgangs. Im Jahr 2014 erschien sein Buch „Retrospektiven in der Praxis“ beim dpunkt.verlag. Im Jahr 2018 folgte das Buch „Improving Agile Retrospectives“ bei Addison Wesley. Im Februar 2022 folgte dann das Buch "Die Scrum Master Journey" beim BusinessVillage Verlag.

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